Donnerstag, 26. Januar 2012

Vermeintlicher Sonnenschein an konvexer Disputation

Durch die Straßen schleicht leise dichter Nebel, behaftet von Zigarettenrauch und tiefgründigen Gesprächen über Bankkrisen und posttraumatischen Erlebnissen. 

Am Rande des Trottoir liegen Kippenstummel, zertretene Kaugummis und Flyer, welche die jeweils beste und heißeste Party des Abends anpreisen. Schritte von Highheels und Sportschuhen dröhnen in den Ohren wie die Stimme der Orgel.
Heiße Asche brennt an den Lippen, „verdammt, kein Filter rein gemacht“ und Feuerzeuge sind ohne Stein oder Benzin und die billigen Streichhölzer von der Bar gegenüber sind mehr Not als Gut. Dennoch erfüllen sie ihren Nutzen auch wenn man dafür den notgeilen Blicken des Kneipenbesitzers ausgesetzt ist. Feuer.
Der Köter, welcher vermeintlich einer alten, knochigen, vermutlich selbst verliebten, pedantischen Kuh von gegenüber gehört, klefft einen hässlichen Pudel an.
Die immer konservativ gekleidete und sich ebenso stets adäquat artikulierende Verkäuferin vom Kiosk ist sicher Stammswingerin im XXL Nightclub des Landes, dies verrät mir die Art wie sie das Geld nachzählt; Bilde ich mir stark ein. Sie spürt jeden einzelnen Cent an ihren Fingern und lässt die Zahlen unter ihre Fingerkuppen hinweg gleiten als sei es feinste Baumwolle.
Mit den Filtern in der Hand und der Erleichterung sich nicht mehr die Lippen zu verbrennen, schreiten schwarze Stiefel Schritt für Schritt dem Ungewissen entgegen.

Ein Kieselstein wird aus einer Kindersandale entfernt und auf den Asphalt geworfen. Grobe Boots sammeln jenen Stein ein und tragen ihn in eine andere Stadt, wo er im Supermarkt zwischen den getrockneten Tomaten und eingelegten Sardellen, auffällt und mit einem heftigen Stampfen raus geklopft wird.
Die Putzfrau am Abend findet das kleine Steinchen und nimmt es mit nach Hause.
Dicke, fette Regentropfen prallen auf Dächer und Fenster und klingen wie Musik in den Ohren der Ichs und der Dus. Lichtgestalten tanzen mit dem Regen einher und führen alsbald eine wallende Liaison.
Es blitzt und der kleine Junge hat gar nicht bemerkt welch einzigartiges Foto er da eben geschossen hat. So hat er nur ein Gänseblümchen einfangen wollen, flog just in diesem Moment ein wunderschöner Kolibrifalter in sein Bild. Er wird es erst beim ausdrucken der Fotos bemerken. 

Ein Haar spaltet sich, eine Nudel ist weich gekocht, die Glühbirne ausgebrannt, ein Virus auf dem PC, eine Zecke an der Katze, ein schiefes Etwas -welches aber doch gerade sein muss. Sagt wer.
Fauxpas, wie Nagellack der schon weniges Stunden nach dem er aufgetragen wurde abblättert, wie seinen Partner in flagrante delicto zu erwischen, wie eine Relation zu schaffen die keine sein kann.
Nagellack muss zum „Worst-date“ ever und kann noch nicht einmal mitreden, muss dabei sein. Den Korb mittragen und am Ende Salziges auf seinem Lack erdulden. 

Und der dichte Nebel schleicht sich leise davon- mitsamt dem Zigarettenrauch und all den unwichtigen Konversationen die er niemals weiter flüstern wird.

Er ist ja nur Nebel.

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